SÜDDEUTSCHE ZEITUNG |
(Blick in die Presse)
Flucht wie in der Oper
Die Salzburger Nachrichten ziehen einen Vergleich zwischen
der Massenflucht von DDR-Bürgern über die ungarisch-österreichische
Grenze und einer Operninszenierung:
"Ein Opernregisseur hätte für eine Fidelio-Inszenierung
die Szene nicht besser erdenken können, als sie sich Samstag an der
österreichisch-ungarischen Grenze in Wirklichkeit abspielte. 'Gefangene'
der DDR stürmten bei einem Europapicknick der Paneuropa-Bewegung unter
Otto Habsburgs Patronanz ein Grenztor und rannten aus dem liberalisierten
und menschlichen Ungarn in die Freiheit nach Österreich. Der Europa-Parlamentarier
Habsburg war erst im Vorjahr zum erstenmal seit dem Zusammenbruch der Habsburg-Monarchie
in Ungarn, wer hätte gedacht, daß eine seiner Initiativen für
ein Europa ohne Grenzen so rasch - wenn auch nur für drei Stunden
- wirksam werden köne. Die DDR-Bürger waren erschöpft wie
die Gefangenen im Fidelio. Sie hatten die Flucht angetreten, weil sie neben
der wirschaftlichen aNot in ihrem Land 'belauscht mit Ohr und Blick"
leben müssen und keine Zukunft für eine demokratische Entwicklung
sehen. Österreicher empfingen sie freundlich in der Freiheit, steckten
ihenen Geld zu und brachten sie zu ihrer diplomatischen Vertretung nach
Wien. Diese Menschlichkeit zu sehen tut gut."
Copyright © 1997.,
ISE, Sopron |